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Mein Jahresrückblick 2021: ein neuer Topf für einen Spätblüher

31.12.2021
Begleiten Sie mich auf meiner Reise durch das Jahr 2021 – ein Jahr voller Herausforderungen, Wachstum und neuer Anfänge. In meinem Jahresrückblick teile ich meine Erfahrungen, wie ich den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt habe, welche Lektionen mich das Jahr gelehrt hat und wie ich in Mozarts historischem Linzer Haus eine neue Balance zwischen Arbeit und Privatleben gefunden habe.

Meine Zeit kommt jetzt

Ich habe in der Mitte meines Lebens noch einmal mit etwas Neuem begonnen. Und ja, ich habe auch besorgte Blicke geerntet. Doch für mich war es genau der richtige Zeitpunkt, etwas zu verändern. Ich bin vom Weg als Führungskraft in mein eigenes Unternehmen übersiedelt.

In der Coronakrise und den Auswirkungen auf die Krise habe ich viele Menschen in bedrohlichen Situationen und Existenzfragen erlebt. Für mich war es eine Chance, über mein eigenes Leben und verborgene Wünsche nachzudenken. Viel zu schnell hat sich das Hamsterrad im Job und im Privatleben gedreht. Kurz vor Beginn des ersten Lockdown und wenige Tage vor meinem 50er habe ich den ersten wichtigen Schritt gemacht: ich habe mich für die Veränderung geöffnet. Wenn ich mich schon auf so ein Abenteuer begebe, dann wollte ich mir der Veränderung schon sehr sicher sein, denn denn auf dem Weg rechnete ich mit einer Menge an Herausforderungen. Ich habe ein Coaching bei Petra Maria Wiltschko genommen, den Kreis durch Gleichgesinnte ergänzt, die mich auf dem Weg unterstützt haben und unzählige Gespräche mit meinem Mann geführt. Vor etwas über einem Jahr habe ich dann meine Selbstzweifel über meine eigenen Fähigkeit überwunden und meinen Karrierepfad “umgetopft”. Schließlich war ich ja überzeugt, dass ich durch meine Jahre bei der Wirtschaftskammer und im Hightech-Inkubator tech2b gelernt habe, ein Unternehmen zu gründen.

In der Tat war die Gewerbeanmeldung relativ einfach. Danach hatte ich aber wohl mein größtes Learning in diesem Jahr. Gründen ist einfach, die wahre Herausforderung ist der Aufbau des eigenen Business. Es ist herausfordernder, als ich je vermutet habe. Schon mit der Auswahl der Gewerbeberechtigung gilt es eine entscheidende Frage zu klären: was sollte und wollte ich eigentlich anbieten? Mit einer Freundin habe ich zwei Tage lang Schritt für Schritt die Anleitung zum Magnet-Produkt von Ricarda Kiel & Maren Martschenko durchgearbeitet. Und am Ende habe ich mich auf das besonnen, was ich wirklich im Schlaf kann: Personalmanagement. Das hatte ich zwar schon vorher gewusst, aber mir wurde klar, dass ich das Rad nicht neu erfinden muss. Wichtig ist, das Produkt anzubieten, das zu mir passt, wofür ich leidenschaftlich brenne und Spaß macht!

Mentale und körperliche Stärke sind die wichtigsten Assets im Unternehmensaufbau und Gespräche mit Menschen und der Austausch mit Gleichgesinnten, die mir erzählen, wie sie es geschafft haben. Der Online-Live-Kurs für Solo-Preneure bei Lucia Schramm-Kaineder, den tollen selbstständigen Frauen in der Mastermind-Gruppe und insbesondere der Austausch mit meiner Accountability-PartnerinBarbara Bohrn waren und sind noch immer wichtige Kraftquellen für mich.

Ein großes Danke verdient jedoch mein Mann, der meine größte Kraftquelle ist und keinen einzigen Tag an meinem Erfolg zweifelt. Wenn meine Arbeitstage lange sind, dann sorgt er für leckeres Abendessen. Er wäscht für uns und sorgt dafür, dass der Kühlschrank - insbesondere der Weinkühlschrank - immer gefüllt ist und überarbeitet unablässig unsere Haushaltslisten vom Tiefkühler, Vorratsschränken und Weinkeller. Ich bin unglaublich stolz auf meinen Mann und sehr glücklich so ein modernes Exemplar gefunden zu haben.

Hinter mir steht ein moderner selbstbewusster Mann!

Ich habe den Schritt in die Selbstständigkeit noch keinen Tag bereut. Ich bin ungemein motiviert. Bisher habe ich so viele unterschiedliche Erfahrungen gemacht und tolle Menschen kennengelernt. Es ist mein Ding!

Wohnen und Arbeiten, wo andere Mozart’s Linzer Symphonie hören

Manchmal gibt es im Leben solche “Sickerer”, also eine Information, deren Wortbedeutung dir erst später bewusst wird. Ich hatte mir das Auto meines Mannes geborgt, um zu meinem damaligen Arbeitsplatz zu fahren. Versehentlich habe ich etwas beim Navi eingestellt, dessen Stimme mir dann auf den 20 Kilometern ständig wissen lies: “Falsche Richtung - drehen Sie um!”.

Heute weist mir das Navi keinen Richtungswechsel mehr, ich bin am richtigen Ort angekommen: im Mozarthaus. Seit nunmehr 11 Jahren wohne ich im Haus Altstadt 17, Ecke Landhausplatz 2, wo Mozart seine Linzer Symphonie innerhalb von drei Tagen komponiert hat. Und nunmehr habe ich hier auch mein Büro. Sieben Wochen im Lockdown zu Hause arbeiten, das war eindeutig zu viel für meinen Mann. Vom Schreibtisch im Wohnzimmer aus ein Business starten war demnach für ihn ein absolutes No-Go. Daher hat er mir meine erste Start-up Förderung auf mein Konto überwiesen - Verwendungszweck: “Büromiete für das erste Gründungsjahr”. Also suchte ich einen Büroarbeitsplatz und wurde direkt im Haus fündig. Der Eigentümer des Hauses vermietet Arbeitsplätze für Gründer in einem Coworking Büro, wo ich nun eingemietet bin und auch den Austausch mit Gründungskollegen sehr schätze.

Meine Schaltzentrale im Herzen von Linz

Sichtbar werden

Eines ist klar: ein Gewerbeschein verschafft dir noch keine Kunden. Wenn keiner weiß, dass es dich gibt, dann kommen auch garantiert keine Kunden zu dir. Also musste ich erst einmal auf mich aufmerksam machen. Es gibt kein Vorbei an einer Visitenkarte. Und da fing der erste Stress an. Da brauchte ich plötzlich eine neue e-mail Adresse und auch eine Website Domain. Wenn ich mich bis heute gefragt habe, was die Gründer*innen im Inkubationsprogramm so den lieben ganzen Tag machen, hatte ich spätestens mit den Visitenkarten die erste Antwort.

Als nächstes brauchst du eine Homepage und damit die ersten Businessfotos. Und das Mitten im Lockdown - kein Friseur, kein Kosmetiksalon hat offen. Also musste der Fotograf her, der mich schon mit den schönsten Hochzeitsfotos beschenkt hat: Peter Weissböck - fine art photography. Kein Photoshop, kein Styling, keine falsche Eitelkeit, nur mich, ganz authentisch. Mit der Veröffentlichung meiner Homepage hat es dann doch noch bis September gedauert. Dafür bin ich unheimlich stolz, dass ich die Seite selbst gebaut habe. Die Selbstständigkeit ist eine Reise und vieles entsteht im Gehen und Tun. Daher braucht es die Flexibilität, ständig die Website umzutexten oder Angebote umzugestalten.

Am Beginn der Selbstständigkeit fehlt es dir vor allem am Werbebudget, um dich selbst zu vermarkten. Du darfst dich und deine Angebote aber nicht verstecken. Also habe ich begonnen, mich mit Social Media auseinander zu setzen. Social Media Posts mit sehr persönlichen Themen und Fotos von mir zu füllen, hat mich extremst herausgefordert. Bei meinem ersten Posting habe ich mindestens einen halben Tag herumgefeilt und mindestens noch 10 Minuten gebraucht, bis ich den “Posten”-Button gedrückt habe. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich damit gleich erfolgreich war: ich habe meine erste Coaching-Klientin gefunden.

Unablässiges Lernen endet nie

In meiner gesamten Laufbahn hat mich immer alles rund um die Persönlichkeitsentwicklung begeistert. Und so habe ich mich auch vor zwei Jahren entschlossen, eine Ausbildung als Wertorientierter systemischer Coach & Berater bei der CoachAkademieSchweiz zu starten. Ich wollte mit meiner vielfältigen Berufs- und Lebenserfahrung andere Menschen unterstützen und sie bei der Lösung von Problemen im Spannungsfeld Privatleben, Beruf und Unternehmen begleiten. Es geht darum, die richten Fragen zu stellen und dem Kunden seine eigenen Antworten finden und sein gestecktes Ziel erreichen zu lassen.

Mir ist eine verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit allen Formen von Coaching wichtig. Daher habe ich nach der Basisausbildung nach dem St.Galler Coaching Modell (SCM) noch die Fachausbildung LeadershipCoach, BusinessCoach und TeamCoach angeschlossen. Die TÜV-Zertifizierung nach den Richtlinien der ISO 17024 dokumentiert nun meinen Kunden meine qualitativ hochwertige Ausbildung, laufende Weiterbildung und die Einhaltung ethischer und professioneller Normen. Coaching ist nun ein zusätzliches Produkt in meinem Portfolio.

Darüber hinaus gibt es noch viel zu lernen und zu verstehen in der Selbstständigkeit: Marketing, Social Media, Buchführung, Technik-Tools, Angebote kreieren et cetera. Oder auch einen Blogartikel zu schreiben - mit Anleitung von Judith Peters wage ich mich mit dem Jahresrückblick über meinen ersten Beitrag. Wichtig ist auch, jeden Tag Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen. Es ist jeden Tag eine Herausforderung, den eigenen Schwächen und Blockaden ins Auge zu schauen und zu überwinden und Selbstzweifel loslassen. Man darf nie zu stolz sein, sich Unterstützung zu holen, sich Sparringpartner zu suchen und um Hilfe zu fragen. Selbstständigkeit bedeutet für mich, immer mehr das aus mir hervorzuholen, was schon in mir steckt und gleichzeit annehmen, dass man nicht perfekt ist.

Die Macht eines Visionboards

In meinem Büro hängt ein Visionboard, sodass ich es untertags immer wieder unbewusst wahrnehmen kann. Dabei hat mein Gehirn die Möglichkeit, die selektive Aufmerksamkeit auf das gerade Wichtigste zu lenken. Auf diese Weise bringen uns die Emotionen zu Gedanken, die in Taten münden und uns letztlich zum Ziel bringen.

Ein Vorhaben und Ziel in diesem Jahr war, dass ich mehr Zeit mit meinen “Oldies” - und hier spreche ich von meiner Mutter und meiner Patentante in München - verbinge. Ich wollte mit Ihnen Ausflüge machen und schöne Dinge erleben. Ich glaube, dass ich die letzten Monate nur deswegen gut wegstecken konnte, weil dieser Wunsch bedeutend und dringlich war und ich damit die Erfüllung des Wunsches leichter an die neuen Gegebenheiten anpassen konnte.

Ende März rief mich die Nachbarin meiner 90-jährigen Tante in München an und bat mich, mir Gedanken über eine Aufstockung des Pflegedienstes zu machen. Ich bin nach München geeilt und habe zusätzliche Stunden vom Pflegedienst angefordert. Eine Woche später stürzte meine Tante und lawinenartig rollte das ganze Pflegethema auf mich zu. Nach dem Krankenhausaufenthalt habe ich - coronabedingt nur von Österreich aus - die Übersiedlung in eine Kurzzeitpflege und danach in die stationäre Pflege organisiert. Unzählige Telefonate mit Beratungsstellen, Einrichtungsleiterinnen und Verhandlungen folgten. Anträge mussten gestellt und schwerwiegende Entscheidungen getroffen werden. Organisieren, organisieren - eine schwere Verantwortung. Nachdem ich vor einigen Jahren für meine Tante die Vorsorgevollmacht unterzeichnet habe, war in meinem Kopfkino nur vorgesehen, dass ich einmal das Begräbnis für sie organisiere.

In den letzten 9 Monaten bin ich 10 Mal nach München gefahren, habe unzählige Aus- und Einreisebestimmungen für Deutschland in der Corona-Pandemie studiert, mehrmals Besuche im Seniorenheim wegen Covid-Quaratänen verschoben und mich mehrere Tage lang durch die persönlichsten Dinge meiner Tante in ihrer Wohnung in München gewühlt. Meine Emotionen waren auf einer Hochschaubahn unterwegs und nicht wenige Male habe ich Tränen vergossen. Ich regle gerne für meine Tante diese Angelegenheit, lerne daraus aber auch, mir rechtzeitg in meinem eigenen Leben über Pflege Gedanken zu machen. Im Juli ist meine Tante 91 geworden, mittlerweile zu schwach, um aufzustehen und immer wieder gibt es sehr lebenskritische Situationen, was bei mir einen Triggerreiz auslöst, sobald ich am Display meines Mobiltelefons die Nummer vom Seniorenheim im Deutschland sehe.

Nichts hilft besser beim Erreichen seiner Ziele als Visualisierung

Es hätte die ganze Aufregung mit meiner Tante gereicht. Unglücklicherweise ist meine Mutter zeitgleich mit meiner Tante gestürzt und hat sich einen Wirbel gebrochen. Bei meinem Elternhaus im Mühlviertel mussten wir innerhalb weniger Tage für weitestgehende Barrierefreiheit im Haus sorgen, damit meine Mutter sich mit einem Rollator fortbewegen konnte. Wir haben in der Familie viel Zusammenhalt und haben uns die Aufgaben rund um ihre Pflege geteilt. Dennoch habe mir neben dem Sonntag auch noch den Mittwoch eingeteilt, um für meine Mutter da sein zu können. Auch wenn sie wieder mobiler geworden ist, bleiben gewisse Einschränkungen zurück und ich und meine Geschwister helfen ihr tatkräftig.

Die letzten Monate waren „nervenaufreibend“, aber doch auch eine „stärkende“ Zeit. Ich wende gerne die Zeit für meine “Oldies” auf, solange sie noch bei uns sind. Das ist viel Zeit, die mir für den Aufbau des eigenen Unternehmens fehlt. Nachdem jedoch heuer schon drei Tanten von mir verstorben sind, muss ich anerkennen, dass die Zeit mit Ihnen begrenzt ist.

Ausblick 2022

Zu oft in meinem Leben bin ich an meine Grenzen gegangen und habe körperliche Hilfeschreie missachtet. Wenn man den Weisheiten über die Selbstständigkeit im Umfeld glauben schenkte, dann müsste man “ständig” und “selbst” arbeiten. Das ist sicher nicht mein Motto als Unternehmerin. Mit dem Wechsel in das eigene Unternehmen habe ich - zumindest bis jetzt - ein Muster der Vielleistung unterbrochen. Ich habe so viel Ausdauer und Durchhaltevermögen, will ich mir allerdings in Zukunft diese Kraft erhalten, dann muss ich gut für mich selbst sorgen. Außerdem kann ich nicht mein optimales Know-how im Dienste meiner Kunden und Klienten entfalten, wenn ich nicht in meiner vollen Kraft bin. Missachte ich die Arbeitsbedingungen, die ich brauche, um aus der vollen Verantwortung heraus zu handeln, dann kann ich auch den Erwartungen meiner Auftraggeber nicht gerecht werden und komme unter Druck und Ängste schleichen sich ein. Am Ende von 2022 möchte ich sagen können, dass ich regelmäßige Stopps an der “Tankstelle” eingelegt habe, wo Wanderungen in der Natur sicher für mich der effektivste Kraftstoff ist.

Die kommenden Tage werde ich meine Gedanken darauf ausrichten, was das kommende Jahr bringen soll. Und dann werde ich diese Ziele in Bilder verpacken und beim Visionboard Workshop mit Ursula Helml im Jänner mit guten Gefühlen verweben. Denn, je schöner die Emotion ist, umso mehr wird sich mein Verstand auf die Erfüllung der Ziele ausrichten. Ich habe es heuer gesehen: das “magische Plakat” wirkt Wunder. Am Ende von 2022 möchte ich auf ein weiteres gesundes, mit spannenden Erfahrungen, Erlebnissen und Begegnungen ausgefülltes und ein erfolgreiches Jahr in meinem Leben zurückblicken können.